EIN BERGDORF NAMENS MÜRREN - 14. Februar 2021

St. Moritz, Adelboden oder Zermatt – von diesen Skiorten habt Ihr schon oft gehört und den oder anderen auch besucht. Aber kennt Ihr Mürren? Nein? Ich kannte den Ort im höchst gelegenen Skigebiet im Berner Oberland bis vor kurzem auch nicht, dabei lebe ich schon das 13. Jahr in der Schweiz. Als ich neulich über meinen Geburtstag ein paar Tage wegfahren wollte und überlegte, wohin die nicht allzu lange Reise gehen sollte, fiel mir Mürren ein. Irgendjemand aus München hatte mir einmal davon vorgeschwärmt. Spontan buchte ich zwei Nächte im Hotel Regina, das 1885 als Pension Beau-Site im Heimatstil erbaut und 1909 zu einem Art Deco-Hotel umgewandelt worden war. Mir hatte auf den Fotos der historische Charme des Hauses gefallen. Und 90 Franken für ein Einzelzimmer (mit Etagenbad) schien mir ein guter Preis.


Das charmante Hotel Regina

Spektakuläre Anfahrt
Bereits die Reise dorthin war ein Erlebnis. Von Lauterbrunnen aus schwebte ich erst in der Luftseilbahn auf die Grütschalp und nahm von dort aus die Schmalspurbahn Richtung Mürren. Es war ein Wintertag wie aus dem Bilderbuch und der Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau während der Fahrt war grosses Kino. Auch Mürren enttäuschte mich nicht. Mir gefiel das kleine Dorf mit seinen schneebedeckten Holzhäusern auf Anhieb. Corona-bedingt war kaum etwas los, aber auch sonst soll es hier gemächlich zugehen, liess ich mir später erzählen. Die Massen zieht es in normalen Zeiten auf die andere Seite des Lauterbrunnentals, aufs Jungfraujoch und ins Skigebiet Grindelwald-Wengen.


Die Schmalspurbahn bringt Reisende nach Mürren

 

Früher Glamour, heute Ruhe
Als ich den Ort erkundete, erfuhr ich, dass das beschauliche Mürren eine bewegte Vergangenheit hatte. Bereits im 13. Jahrhundert erwähnt, wurde das auf einem sonnigen Plateau gelegene Dorf schon um 1880 zur beliebten Feriendestination für Adlige, Künstler und gut Betuchte.1922 fand hier das erste Slalomrennen in der Geschichte des alpinen Skisports statt und ab 1928 masssen kühne Skifahrer ihre Kräfte im Infernorennen vom Schilthorn nach Lauterbrunnen, für das Mürren noch heute bekannt ist. In den 1950er und 1960er Jahren kamen Stars und Sternchen. Von Glamour ist heute nichts mehr zu spüren, aber seinen Reiz hat der einfache Ort mit einem Coop und ein paar Sportgeschäften nicht verloren.


Das schönste Chalet im Dorf


Eiger, Mönch und Jungfrau im Blick
Da der Rucksack schon schwer war, hatte ich die Ski in Bern gelassen. Ich wollte mir in der kurzen Zeit lieber die Gegend erwandern und spazierte ins tiefer gelegene Gimmelwald hinab. Dessen Einwohner nehmen bei Besuchen in Mürren einen Schlitten mit und rodeln anschliessend wieder in ihr Dorf zurück. Mit der Zahnradbahn fuhr ich natürlich auch auf den Hausberg, den Allmendhubel. Auf dem Weg nach unten präsentiert sich Mürren vor der Kulisse des berühmten Dreigestirns Eiger, Mönch und Jungfrau auf Schönste. Wer an einem Montag dort ist, sollte unbedingt am Stand der Bauersfrauen von Gimmelwald Halt machen, die Käse, Wurst und andere selbst hergestellte Spezialitäten verkaufen.


Platz an der Sonne

Ideal, um runterzukommen
Den Fernseher (gibt’s im Hotel Regina auf den Zimmern nicht) vermisste ich abends kein bisschen. Ich genoss es, einmal richtig runterzukommen, so dass ich auch kaum in den mitgebrachten Büchern las. Die Zeit verging beim Wandern, Staunen und Abschalten wie im Flug. Nach nur zweieinhalb Tagen fühlte mich so, als hätte ich eine ganze Woche Winterferien verbracht. Ich muss unbedingt wiederkommen, schon allein des Panoramas wegen und um auf das berühmte Schildhorn hochzufahren. Der 2970 Meter hohe Berg spielte Ende der 1960er Jahre in dem James-Bond-Film «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» eine tragende Rolle. Auch das Skigebiet sah reizvoll aus. Bis zum nächsten Winter will ich aber nicht warten. Auch im Sommer soll Mürren höchst reizvoll sein. Ich habe schon Freunden davon erzählt und gemeinsam werden wir wandern gehen und dann hoffentlich auch wieder in netten Bergbeizen einkehren können.

Mein Tipp: Hotel Regina Mürren. Das charmante Haus (gehört zu den Swiss Historic Hotels) hat viele, meist Schweizer Stammgäste. Kein Wunder, bietet es doch sehr gute Küche und von Speisesaal, Terrasse und manchen Zimmern einen fantastischen Blick in die beeindruckende Bergwelt. Preisbeispiele: EZ Economy (Etagenbad) Fr. 90-125; DZ Panorama (Etagenbad) Fr. 130-200; DZ Panorama (mit Bad/WC) Fr. 165-255; Halbpension: plus 35 Franken ohne Getränke.


reginamuerren.ch

 

Fotos: Juliane Lutz

Für diesen Beitrag wurde ich weder nach Mürren noch in das Hotel Regina eingeladen. Ich habe den Ort wie beschrieben aus einer Laune heraus entdeckt, war hingerissen und wollte ihn mit meiner Leserschaft teilen.