AHORNKEKSE ODER LIEBER JOULUTORTTU? - 8. Dezember 2021

Die Pandemie zeigt uns erneut Grenzen auf. Wer Süsses mag und mal ausbrechen will, kann mit «Backrezepten auf Reisen gehen». So heisst die beliebte Kolumne von Heidrun Pschorn bei der Winterthurer Tageszeitung «Der Landbote». Ein Gespräch mit der reisefreudigen Schweizerin, die uns auch Rezepte für herrliches Weihnachtsgebäck aus drei verschiedenen Ländern verrät.

Hat Dich die Pandemie dazu inspiriert, Rezepte aus der ganzen Welt vorzustellen?

Ich backe sehr gern und als wir alle während des ersten Lockdowns zu Hause festsassen, kam mir die Idee, mit Backrezepten zu verreisen. Und jeweils kleine Geschichten zu den Kuchen, Torten oder Keksen zu erzählen. Ich habe schliesslich meine Idee der Chefredaktion des «Landboten» vorgetragen und sie gefiel. Am 6. April 2020 ging das erste Rezept online.

Stillt das Dein Fernweh etwas?

In der Schweiz spielen Gewürze wie Zimt oder Anis natürlich auch eine grosse Rolle. Die Küche hier ist sehr international. Dennoch führen mich gerade jetzt, wo das Reisen wieder schwierig wird, beim Backen die verschiedenen Düfte von Weihnachtskeksen ein wenig in die Ferne.

Wie wählst Du die Rezepte jeweils aus?

Zum einen schaue ich im Internet, was gerade angesagt ist. Zum anderen kannte ich die Gebäcksorten, die ich in der Kolumne vorstelle, schon, weil ich die jeweiligen Länder bereist hatte. Ich recherchiere immer, was es mit ihnen auf sich hat. Als ich das Rezept für die Pasteis de Nata vorstellte, habe ich dazu ihre Entstehungsgeschichte erzählt. Die Puddingtörtchen sind von Mönchen des Hieronymus-Klosters in Belem, heute ein Vorort von Lissabon, im 19. Jahrhundert erfunden worden. Seit 1837 werden sie in der Confeitaria Pasteis de Belem hergestellt. Ich habe mir dort welche gekauft und sie waren die besten, die ich jemals gegessen habe. Pasteis de Nata von anderen Bäckereien können da nicht mithalten.

Wo besorgst Du dir die Zutaten?

Ich habe schon immer regional gedacht, nicht erst seitdem das ein Trend ist. Daher versuche ich möglichst viel von dem, was ich jeweils benötige, hier vor Ort zu kaufen – auch die Gewürze. Früchte beispielsweise hole ich immer vom Markt. Wenn Freunde verreisen, bitte ich sie oft, mir landestypische Zutaten mitzubringen. Oder ich decke mich unterwegs selbst damit ein. Bereits als ich ganz jung war, hat mich interessiert, was woanders gegessen wird und ich bin auf Reisen stets in den Bäckereien und Lebensmittelläden gelandet

In welchen Ländern gibt es Deiner Meinung nach die besten Torten und Kuchen sowie das feinste Weihnachtsgebäck?

Was Patisserie angeht, setzt Frankreich natürlich hohe Standards. In Deutschland gibt es eine wunderbare Tortenvielfalt, die bei uns so in der Schweiz nicht vorhanden ist. Aber ich mag auch Süsses aus Italien, aus Grossbritannien oder aus den skandinavischen Ländern. Selbst bei den Amerikanern kann man herrliche Sachen finden, vielleicht manchmal etwas übertrieben, was die Dekoration angeht. Zu meinen Favoriten gehören Cantucci und Scones, die ich jederzeit essen kann. Ich finde, dass es überall Highlights gibt. Je südlicher die Reise geht, umso süsser wird es. In der Türkei und in den arabischen Ländern wird viel mit Zuckersirup gearbeitet. Den muss man mögen. Aber eigentlich ist diese Frage schwierig zu beantworten, denn was einem zusagt, ist immer Geschmacksache.

Was gibt Dir das Backen?

Es bereitet mir Freude. Schon als Kind stand ich gern bei meiner Oma in der Küche und habe ihr beim Backen zugesehen. Von ihr habe ich noch einige alte Rezepte, die ich sehr in Ehren halte. Backen ist für mich auch eine Art Meditation und ein Ausgleich zum Job. Wenn es gelingen soll, muss man es in Ruhe machen und nicht schnell, schnell. Ausserdem sehe ich am Ende, was ich gemacht habe. Oder auch nicht (grinst). Natürlich misslingen manchmal Dinge, etwa Kuchen aus Hefeteig.

Wer bekommt denn etwas von den leckeren Sachen ab?

Meistens dürfen die Arbeitskollegen am Montagmorgen naschen. Freunde kriegen hin und wieder etwas ab und natürlich auch meine Mutter. Ich backe nicht nur für meine Kolumne, sondern auch sonst. Alles kann ich nicht selbst essen. Meist probiere ich nur und verschenke den Rest.  

Wenn der Spuk namens Coronavirus endlich vorbei ist, wohin wirst Du als erstes reisen?

Ich würde gern wieder in den Norden fahren. Im Februar 2020 war ich in Tromsø, das mir sehr gut gefallen hat. Es wäre mein Traum, einmal Nordlichter zu sehen.


Heidrun Pschorn stammt aus dem Kanton St. Gallen und arbeitet als Redaktionsassistentin für die Winterthurer Tageszeitung «Der Landbote». Sie hat im Frühjahr 2020 die Online-Kolumne «Mit Backrezepten auf Reisen» initiiert, für die sie auch selbst fotografiert. Alle zwei Wochen stellt die Vielgereiste ein anderes süsses Backwerk und dessen Entstehungsgeschichte vor.
Instagram: @heid.runa

Ahornkekse aus Kanada, www.landbote.ch/sirup-aus-kanadas-waeldern-594661753907


Joulutorttu,finnischeWeihnachtssternewww.landbote.ch/finnische-weihnachtssterne-768249498005


Kahk, Gebäck aus Ägypten www.landbote.ch/kekse-zum-fest-640325136718


Heidrun wurde von Cornelia Imstepf fotografiert. Bilder Kekse: Heidrun Pschorn

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